Samstag, 25. Juli 2009

Die Bewährung

Um zehn klingelte er schon, der Bewährugshelfer.
Ich war noch im Nachthemd;
die Balkontür stand offen; der Fernseher lief noch;
der Sofatisch voller Bierflaschen; - in der Mitte ein voller Aschenbecher.

Alles nicht schlimm,
außer daß Carsten auf den Gummibaum gekotzt hat
und daneben -auf dem Boden- eingeschlafen ist.

Es klingelte nun im Dauerton.
Ich zündete mir eine Kippe an, rüttelte an Kotz-Carsten
und schlurfte in meinen rosa Plüsch-Schuhen zur Tür.

"Wir haben einen Termin" sagte der Bewährungshelfer,
stürmte ins Wohnzimmer, setzte sich,
schob ein Paar Bierflaschen weg - und legte seinen Leitz-Ordner ab.

"Wollen wir nicht in die Küche ?" fragte ich und zog meine Strapse zurecht.
Carsten lag immer noch bewegungslos neben dem Gummibaum,
welcher säuerlich riechend vor sich hin tropfte.

"Schön haben sie`s hier sagte er."
"Lebt der ?" fragte er und deutete auf Carsten.
"Weiß ich nicht. - Ich hol uns mal zwei Kaffee."

Im vorbeigehen trat ich Carsten in den Bauch, in der Hoffnung daß er wach wird.
Der BeWäRuH. sülzte mich mit Sozialpädagogen-Geschwätz voll und machte einen auf locker.
Den Kaffee fand er auch gut, bemerkte anerkennend,
daß ich mich - auf meine Weise - schon voll integriert hätte.

Er stand vom Sofa auf und murmelte "Mit anderen Worten -
ich will sagen - ich habe schon Schlimmeres gesehen."
Nur eines wolle er wissen, nämlich ob der da (Carsten) lebt.
Noch bevor ich antworten konnte, trat er dem Carsten in den Bauch. Echt !

Dienstag, 21. Juli 2009

Im Park

Heute bin ich im Park gewesen. Es ist nicht leicht dort ein Buch zu lesen. Ca. 20m. entfernt war ein Pärchen, das sich sehr laut unterhalten hat. So was kann ich auch woanders haben. Ich bin also hingegangen und habe höflich darum gebeten sich etwas leiser zu unterhalten. Das Pärchen hat mich erstaunt angeguckt und nicht geantwortet. Erst dann wurde ich gewahr, dass die beiden kein deutsch verstanden.
Ich habe mir dann versucht ein ruhiges Plätzen zu suchen. Leider wurde ich vom Regen überrascht, so dass ich mich wieder auf mein Fahrrad schwang und nachhause fuhr.
Zuhause empfing mich Peggy in der Küche. Sie ging gerade die Stellenanzeigen durch. Ich frage Sie nach was genau Sie gucken würde. Sie grummelte nur: „Der Bewährungshelfer“. Wir saßen schweigend in der Küche.
„Der kommt übrigens morgen um 10 Uhr hier vorbei. Nicht dass ich wieder in den Knast komme, wenn er Dich sieht.“ Da mussten wir beide herzlich lachen.

Freitag, 8. Mai 2009

Hells Angels

Ich sitze dem Teddy von Carsten gegenüber, trinke O-Saft und trockne meine Tränen.

Der erste Tag seit fast einem Jahr in unserer Küche. Über dem Wohnungseingang ein "Willkommen - Carsten - und - Peggy" - Schild von unseren Nachbarn.

Während meiner Zeit im Knast haben wir die Wohnung an meinen Cousin "Winfried" untervermietet, der bei den Hells Angels ist.

Carsten hat bei seiner Mutter gewohnt und mir bei einem Besuch im Knast gesagt, dass sie keine Strapse trägt.

Ich sitze gerade auf dem Balkon. Meine Uhr zeigt 5 vor 12. Gleich kommt Carsten. Ich gehe ins Bad und rasiere mich.

Zurück auf dem Balkon:
Der Hund der Nachbarin bellt. Ich belle zurück, öffne ein Bier und zünde eine Zigarette.

Seit acht Wochen habe ich die gleichen Strapse an. Da kommt Carsten auf den Balkon, umarmt mich und fragt nach einer Weile: "Was stinkt denn hier so nach Scheiße?" Da sage ich: "Ich bin´s, Peggy" - und wir stoßen mit einem Becks an.

Carstens Teddy sitzt in der Küche; wir auf dem Balkon.
Wir drei sind die Hells Angels von Berlin.